Vorsicht vor dem „Screen New Deal“

Die kanadische Autorin Naomi Klein warnte bereits vor Jahren in ihrem Buch „The Shock Doctrine“ vor den Gefahren des Desaster-Kapitalismus. In „normalen“ Zeiten würde sich politisch und gesellschaftlich nahezu nichts ändern. Linke und auch rechte Initiativen würden weitgehend verpuffen, der Status quo bliebe der gleiche. Bei Katastrophen aber, wie etwa Hurrikans, können die Karten neu gemischt werden. Plötzlich lassen sich tiefgreifende gesellschaftliche Änderungen leicht durchsetzen.

Genau das erleben wir jetzt! Die Corona-Krise ist eine enorme Katastrophe und sie wird vieles ändern. Naomi Klein warnt, dass die „Big Player“, insbesondere die großen Technologie-Konzerne auf Krisen dieser Art sehr gut vorbereitet sind. Sie planen einen „Screen New Deal“, bei dem die Chefs der Konzerne sich zunächst mit Brosamen-Spenden als die Philanthropen inszenieren die sie nicht sind. Gates, Bezos wollen jetzt die Welt „verbessern“, indem Schulen, Alltag und nahezu alle Lebensbereiche technologischer werden. Überall sollen neue „Screens“ einkehren.

Das Physical Distancing durch die Corona-Maßnahmen war hier eine gute Schulung der Öffentlichkeit. Viele der milliardenschweren Unternehmer geben auch unumwunden China als großes Vorbild an. Dort sei die Pandemie gut bewältig worden durch Big-Data und Überwachung. Wenn der Westen „mithalten“ will, dann müsse dies auch bei uns implementiert werden.

Das ist aber falsch und weitgehend reines Marketinggeschwätz. Neue Technologien können hilfreich sein und leben schützen. Sie können unseren Alltag verbessern und schöner machen. Sie müssen aber nicht zugleich die Demokratie unterlaufen. In der Corona-Krise haben Diktaturen nicht besser abgeschnitten als Demokratien – im Gegenteil. Autokratische Dummköpfe an der Macht (Trump, Johnson oder Bolsonaro) sind eine tödliche Gefahr.

Leider ist die Politik, auch insbesondere die österreichische Bundesregierung (ob türkis oder grün), offen für die Einflüsterungen der (Tech-)Industrie. Wien ANDAS steht für einen sorgfältigen und demokratischen Einsatz neuer Technologien und hat hier viel Kompetenz zu bieten. Wien ANDAS-Aktivist Franz „Mond“ Schäfer zeigte bereits letztes Jahr in seinem Beitrag für das linke Magazin MALMOE, dass neue Technologien und das ungeheure Wissen, das die Menschheit im Internet versammelt hat, demokratisch und zum Wohle aller verwendet werden könnte. Man muss nur (politisch) wollen.

Wien Wahl 2020 es muss ANDAS werden.

Link: https://www.malmoe.org/2019/09/27/copyright-patente-handelskriege-und-makerspaces/