Konzept Grätzlstraße

Der die Leopoldstadt aufgrund ihrer Innenlage massiv betreffende Kfz-Durchzugsverkehr bringt dem Bezirk nichts, außer Lärm, giftige Abgase und jede Menge Feinstaub.

Außerdem verstaut es die Straßen für alle, die sich innerhalb des Bezirks bewegen: Dazu gehört neben dem Autoverkehr auch Fuß- und Radverkehr, die bei den Ampeln extrem lange Rotphasen abwarten müssen. Prater- und Lassallestraße trennen den Bezirk sogar in separate Grätzln.

Bei der U2 Taborstraße warten FußgängerInnen bis über 2 Minuten auf 10 Sekunden Grün, um die Taborstraße überqueren zu können. Dass dies nicht akzeptabel ist (Ampelphasen sind in Wien fast doppelt so lang wie in vergleichbaren Städten, z.B. Berlin) zeigen die zahlreichen Rotgeher, die das Risiko bei 50km/h und schneller fahrenden Autos in K auf nehmen, anstatt zu den Wartezeiten noch bis zu 600m Umweg (10 Minuten Gehzeit für flotte Geher) bis zum nächsten Übergang in Kauf zu nehmen.

Bei solchen Rennstrecken, die auf grüne Welle bei Tempo 50 geschalten sind, wundert es nicht, wenn vor blinkenden Ampeln Spitzengeschwindigkeiten von 70km/h und mehr gefahren wird. Die Durchzugsstraßen im 2. Bezirk sind für Autos optimiert – auf Kosten aller anderer Verkehrsarten – und verleiten daher auch, sie zu benutzen.

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Bild: Grätzlstraße am Beispiel der Taborstraße.

Für die BezirksbewohnerInnen bevorrangte Querungsmöglichkeiten (ungeregelte Zebrastreifen zusammen mit Radquerungen) mit Abständen von maximal 200 Metern würden den Charakter der Durchzugsstraßen drastisch ändern: Es ist nicht mehr möglich oder nötig, hohe Spitzengeschwindigkeiten zu fahren um dann ohnehin vor der roten Ampel warten zu müssen.

Stattdessen kann der Bezirk langsam, aber flüssig mit dem Kfz durchfahren werden. Die erzielte Reisegeschwindigkeit sinkt dadurch nicht, gibt den AutofahrerInnen aber das Gefühl, sich in einem Grätzl zu befinden, was das Durchfahren weniger attraktiv macht. Durch die massiv verbesserten Querungen werden alle Verkehrsarten verflüssigt.

Dass dies in der Praxis sehr gut funktioniert, zeigt der ungeregelte Übergang vom Augartenspitz auf der Oberen Augartenstraße, in unmittelbarer Nähe der Kreuzung mit der Taborstraße, die nach ihrem letzten Umbau zur nervigsten Kreuzung Wiens gewählt wurde.

Alleine auf der Taborstraße gibt es mehr als 25 Unfälle/Jahr mit Verletzten.
Um das Ziel der Stadt Wien – die Vision Zero (Null Tote+Schwerverletzte) im Straßenverkehr – zu erreichen, muss der Durchzugsverkehr auf die viel effizientere Schiene verlagert werden.

Zum Vergleich: Auf der Lassallestraße fahren 36.000 Kfz/Tag, die ca. 47.000 Menschen befördern (Annahme: Wien-Schnitt von 1.3 Passagieren/Kfz). Die einen Stock darunter fahrende U1 bewältigt bei Vollauslastung in der Rush-hour IN EINER STUNDE (Annahme: 800 Menschen/Zug, alle 2 Minuten pro Richtung ein Zug).

Die Straßenbahnen können ebenfalls viel effizienter Menschen durch den Bezirk befördern: Der 21er muss wieder fahren und der überlastete Bus 11A in einen 11er umgebaut werden. Weiters muss der O-Wagen über den Nordbahnhof hinaus bis zum Friedrichs-Engels-Platz verlängert werden, um dort U- und S-Bahn-Anbindung zu gewährleisten.

Mit diesen Ausbaumassnahmen muss sofort begonnen werden, um den drohenden Verkehrskollaps durch den Zuzug von 20.000 neuen BewohnerInnen durch die Neubauten am Nordbahnhof usw. in den nächsten Jahren zu verhindern.

Und natürlich müssen die Öffis in Wien gratis sein – jede/r regelmäßige AutobesitzerIn, die umsteigt, spart sich schliesslich soviel (€500/Monat, Rechnung: ÖAMTC) wie die Öffis für 5 NutzerInnen kosten (€100/Monat, Rechnung: Wiener Linien)!