Karōshi oder „Präsentismus“ tötet

Im Wolfsburger VW-Werk hat ein Mitarbeiter bis zum Tod weitergearbeitet.  Der 59 Jährige hatte sich mehrere Tage lang krank zur Arbeit geschleppt, wohl aus Angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren.  In der Nachtschicht am 10.12.2019 erlitt er einen Herzinfarkt. Der Wolfsburger Automobilkonzern, der neben den österreichischen Hauptaktionären Piëch und Porsche sich auch im Besitz des Landes Niedersachen befindet, wollte anscheinend seinen Mitarbeiter*innen das Verhältnis von Profit und menschlichen Leben noch einmal deutlich machen. Den Leichnam des Verstorbenen ließ man zwei Stunden lang neben dem Förderband liegen, an dem die Arbeit weitergehen musste. Als Arbeiter*innen dies kritisierten, wurden sie unwirsch abgekanzelt. Wer tot sei spüre nichts mehr und wenn die Alten stürben, dann sei mehr Platz für die Jungen. Bei so viel Pietätlosigkeit kann es einem den Atem verschlagen. Der mächtige Konzern, dessen Gründung auf eine Forderung Adolf Hitlers zurückgeht, ist in der deutschen Politik sehr gut vernetzt. Der Skandal um den toten Mitarbeiter konnte erfolgreich kleingeredet werden. Dies gelingt leider auch, weil die Gewerkschaften „mitmauern“. Es entsteht der Eindruck, als wüsste die Konzernführung tatsächlich nicht, was das Problem ist. Längst hat man sich die Vorgaben des industriellen Regimes einverleibt. Ein VW-Pressesprecher sagte zu dem Vorfall:

„Ein Flugzeug fliegt auch weiter, wenn darin jemand stirbt und auch die Bahn fährt bis zum bis zum nächsten Bahnhof weiter. Unter den industriellen Umständen wie bei VW geht das das nicht anders.“

Der Tod von – zumeist älteren – Mitarbeiter*innen ist in Deutschland bereits ein bekanntes Phänomen, so wurde beispielsweise im Amazon-Lager in Koblenz ein 50jähriger Mitarbeiter zu Tode gehetzt. Die Agenda 2010 und Hartz 4-Gesetzgebung haben die Angst vor Arbeitsplatzverlust derart gesteigert, dass die Menschen ihr Leben riskieren, um nicht gekündigt zu werden. Das als „Präsentismus“ bezeichnete Phänomen gefährdet aber nicht nur das eigene Leben, sondern (z.B. bei ansteckenden Krankheiten) auch das der Kolleg*innen und Kunden. Die ÖVP verfolgt in Österreich das Ziel die „Erfolge“ der Hartz 4-Gesetzgebung nachzuahmen. Die öffentliche Hetze gegen angeblich Arbeitsscheue und die gleichzeitige Bedrohung der Gesundheitsversorgung durch Sparzwang, kann auch bald in Österreich zu dem tödlichen Cocktail des Präsentismus führen. Dem sollte frühzeitig und energisch entgegengetreten werden. Dies geht nur durch umfassende Solidarität.

Wien Wahl 2020 – weil es muss ANDAS werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C5%8Dshihttps://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C5%8Dshi

https://arbeitsunrecht.de/wp-content/uploads/2020/03/Vor-Waertsgang-Februar-2020.pdf