Stadtnaher Personaldienstleiter insolvent

AGO zahlt keine Gehälter mehr aus – Wien Anders: „Die Stadt Wien steht hier in der Verantwortung“

Nach der Zielpunkt-Pleite endet das Jahr 2015 für noch mehr Menschen in Wien mit Arbeitslosigkeit und fehlenden Gehältern. Wie Wien Anders erfahren hat, kann der Personaldienstleister AGO, Akademischer Gästedienst in Österreich, die November-Gehälter für seine MitarbeiterInnen nicht auszahlen. In einem Schreiben an die MitarbeiterInnen, das Wien Anders vorliegt, heißt es:

Aufgrund der aktuellen Situation müssen wir Sie bedauerlicherweise davon in Kenntnis setzten, dass (…) weder das laufende Novembergehalt noch die anstehende Sonderzahlung angewiesen werden können. … In weiterer Folge wird aus jetziger Sicht ein Insolvenzverfahren wohl unausweichlich sein.

Der umstrittene Personaldientstleister AGO hat den Recherchen von Wien Anders zufolge rund 1000 MitarbeiterInnen, so steht es zumindest im aktuellsten Firmenbuchauszug. Vor der Insolvenz sind wohl ein Teil der Mitarbeiter in neu gegründete Tochterfirmen verschoben worden. An ihn wurden unter anderen die IT-Dienstleistungen für den Krankenhausverbund KAV ausgelagert, und in einem dubiosen Vergabeverfahren der Auftrag zur Reinigung des AKH. Diese Vergabe beschäftigt seit Jahren die Gerichte. Mehrere ranghohe AKH-Beamte wurde wegen Missbrauch der Amtsgewalt angeklagt. Sie sollen das Ausschreibungsverfahren so manipuliert zu haben, dass AGO und nicht ein Konkurrent zum Zug kam.

Höchst bedenklich ist auch, dass die Stadt Wien ein Unternehmen beauftragte, dass ganz offen Lohndumping, betreibt. So sucht AGO derzeit z.B. eine RechtsanwaltsassistentIn mit abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung. Er will dafür aber nur unter 1500,- Euro brutto Lohn zahlen. Also deutlich weniger als die 1700,- Mindestlohn, den die SP-Gewerkschafter derzeit fordern.

„Es ist ein Hohn, dass die SPÖ Zielpunkt kritisiert und dass gleichzeitig die Stadt Wien Lohndumping und den neoliberalen Irrsinn forciert. AGO ist ein Beispiel dafür, wie die strukturelle Korruption in der Stadt den Menschen schadet“, meint Wien Anders Sprecher Christoph Ulbrich. Und weiter: „Diese Privatisierungen bringen weder Effizienz noch Sicherheit für die Beschäftigten. Die Gewinne fließen lediglich über verzweigte Firmenkonstrukte in die Taschen einer Hand voll SPÖ-naher Personen. Die sozialen Folgen müssen die einzelnen ArbeitnehmerInnen tragen, die jetzt 3 Wochen vor Weihnachten kein Geld bekommen. Wir fordern daher: Schluss mit Privatisierung im Bereich der Stadt Wien.“

Kritische Berichterstattung unter anderem in der Presse und im Standard